Laut dem Forschungsverbund „Global Carbon Project“ wird immer mehr Öl und Gas verbrannt, der Ausstoß von Kohlendioxid hat heuer deutlich zugenommen.

Rekordwert für Treibhausgas: Weltweiter CO2-Ausstoß erneut gestiegen

Kattowitz - Ausgerechnet Polen, das Land der Kohleanhänger mit der schmutzigsten Luft in der ganzen EU, richtet derzeit den zweiwöchigen Weltklimagipfel aus. In Kattowitz debattieren Vertreter von fast 200 Staaten über die Umsetzung und Einhaltung der im Pariser Abkommen festgehaltenen Klimaschutzziele. Ziel ist, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Der symbolträchtige Tagungsort sei bewusst gewählt, hatte Polens Präsident Andrzej Duda bei der Eröffnung am Montag gesagt. Die mit Bergbau und Schwerindustrie assoziierte Region sei im Wandel. Regierungsangaben zufolge werden die Auswirkungen langjähriger Umwelt-verschmutzung reduziert, Bergbaugebiete revitalisiert, zudem engagiere sich die 300.000-Einwohner-Stadt auf dem Gebiet neuer Technologien.

Während im Konferenzzentrum von Kattowitz Podiumsdiskussionen, bilaterale Treffen und Präsentationen stattfinden, macht eine wissenschaftliche Untersuchung den Handlungsbedarf für eine rasche Klimawende deutlich. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) hat in diesem Jahr einer Studie zufolge deutlich zugenommen und dürfte einen neuen Rekordwert erreichen. Weil immer mehr Öl und Gas verbrannt würden, seien die Emissionen 2018 einer Projektion zufolge um mehr als zwei Prozent gestiegen, warnte der Forschungsverbund „Global Carbon Project“. Die Organisation wurde 2001 gegründet und versucht, globale Kohlenstoffemissionen und ihre Ursachen zu quantifizieren.

Im Jahr 2017 war der CO2-Ausstoß bereits um 1,6 Prozent gestiegen, nachdem er zuvor drei Jahre fast auf demselben Niveau verharrt hatte. Damals hatten Wissenschafter auf eine Trendwende gehofft.

76 Experten aus 15 Ländern sagen einen Anstieg der Emissionen zwischen 1,8 und 3,7 Prozent voraus. Die diesjährige Projektion erscheint nach Angaben des Forschungsverbundes in den Fachzeitschriften Nature, Earth System Science Data und Environmental Research Letters.

Es reiche nicht aus, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern, sagte Studienautorin Corinne Le Quéré, die Direktorin des Tyndall-Zentrums für Klimawandel-Forschung an der britischen Universität East Anglia. Und: „Das Bestreben, auf fossile Energien zu verzichten, muss auf die ganze Wirtschaft erweitert werden.“

Den Wissenschaftern zufolge wächst der Energiebedarf für Personenwagen und Lkw, Luftfahrt und Schiffsverkehr zu schnell, als dass der Umstieg auf erneuerbare Energien das ausgleichen könnte. Zudem dürfte demnach der Einsatz von Kohle als Energieträger 2018 wieder gestiegen sein.

Weltweit werden 40 Prozent der Elektrizität immer noch mit Kohlekraftwerken hergestellt. 800.000 Menschen würden aufgrund der daraus resultierenden Luftverschmutzung jährlich sterben. Bei der Weltklimakonferenz im Vorjahr in Bonn hat sich eine globale Allianz bestehend aus 25 Vertragspartnern inklusive Österreich zum Aus-stieg aus der Kohle verpflichtet. Der niederösterreichische Energieversorger EVN betreibt in Dürnrohr das letzte heimische Kohlekraftwerk. Es wird noch bis 2025 am Netz bleiben. Im ÖVP-FPÖ-Regierungsprogramm ist ein „mittelfristiger Ausstieg aus Kohle bei der Stromversorgung in Österreich“ geplant.

Polen bezieht knapp 80 Prozent seines Stroms aus Kohle. Nach Plänen von Polens nationalkonservativen Regierenden wird Kohle auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. In der EU wird aber auch in Deutschland auf Kohle gesetzt: Der Ausstieg sei bis 2045 geplant.              (APA, dpa, ritz)

 

 

Artikel lesen